OPTIMISMUS

Optimismus (lat.: optimum, »das Beste«) ist das Beste, was jetzt gerade möglich ist | öffnen, bewegen, erfolgreich sein – wie geht das?

»Du fährst dorthin, wo du hinschaust!«

Zuversicht + Vertrauen + Lebensfreude + Erfolg + Realismus = gesund = Optimismus

Ich sitze im Auto und fahre auf der Autobahn. Es schneit, stürmt und rutscht. Ein überholendes Fahrzeug ordnet sich viel zu kurz vor mir ein. Ich komme ins Schlingern; Schreck, Anspannung, Angst und »… bremse bitte vorsichtig und bestimmt, Lenkung lockerlassen und …« da ist der mich rettende Gedanke: »Du fährst dorthin, wo du hinschaust!« Es zieht wieder Ruhe bei mir ein, meine Muskeln entspannen sich, meine Atmung ist wieder frei und mein Herzrasen geht wieder auf Normalpuls.

Diese Zuversicht stiftenden Gedanken konnte ich schon häufig in kritischen Situationen erfolgreich für mich anwenden und habe über die immer wieder erfolgreiche Bestätigung Vertrauen gefunden. Diese Situationen lassen sich im beruflichen wie auch im privaten Leben finden.

Drei Beispiele
Aggressivität

Ein abhängigkeitserkrankter Mensch, der seine Angst aggressiv auf mich projiziert, mich beschimpft und beleidigt, lädt mich ein, mit ihm zu kämpfen; »Wenn du auf (seine) Aggressivität schaust, wirst du dich in deiner eigenen Aggressivität wiederfinden. Es wird dir schlecht gehen und du bist nicht mehr arbeitsfähig!« Was ist das Beste, das Optimum, was du jetzt tun kannst?

Ich merke:

  • mein Puls steigt + mein Herz rast + mein Körper und mein Kiefer verspannen sich + mein Kopf hämmert = Anzeichen (Trigger) für Wut.Der erste körperliche Impuls ist: aus der Haut springen.
  • Der erste körperliche Impuls ist: aus der Haut springen.
  • Der erste gedankliche Impuls ist: Angriff (ist die beste Verteidigung).
  • Ein Atemzug weiter; Nein, STOP!.

Stopp + atmen und wenn du deinen Atem spürst, schau, was jetzt das Beste ist! Das sind Sekunden, wo so viel in mir passiert. Der Mensch mir gegenüber wirkt irritiert. Er brubbelt zwar noch aggressive Sprüche, scheint mit seiner aggressiven Energie aber runter zu fahren. Das kann ein guter Zeitpunkt für eine Frage sein. Eine Frage, die er in diesem Moment hören kann und die ihn aus seiner körperlichen Aggressivität ins Denken wechseln lässt. Eine Frage,  die ihn rausbringt aus seinem Krieg. Ich stelle ihm die Frage; „Was tust du gerade mit dir und mit mir?“. Mit dieser Frage fokussiere ich auf das JETZT, auf diesen Moment, nicht auf die Ursache oder die Hintergründe der Aggressivität und auch nicht auf ein „das macht man nicht“, auch nicht auf Hilfsangebote, wie er es anders tun könnte; nur auf diesen kleinen Moment, dem JETZT. Für mich war das Beste in diesem Moment, mich und ihn auf das Handeln, das Tun in diesem Moment zu fokussieren. Ich hatte noch keine Idee, wie es weiter gehen wird, auch wusste ich nicht, wie er und dann wieder ich reagieren werden. Ich hatte nur meine Erfahrung aus der Vergangenheit, eine Idee von der Gegenwart und noch kein Wissen von der Zukunft.

Meine Erfahrung ist es, dass wir Menschen stoppen und mindestens für kurze Zeit vom Kampf loslassen können, wenn die Frage nach dem Tun im Moment gestellt ist.

Wir unterbrechen das Vergleichen, das Aufrechnen, das Bewerten in die Vergangenheit und den parallel laufenden Versuch der Bedürfnisbefriedigung in die Zukunft. Und für diesen kurzen Moment ist ein Umschalten in die Wirklichkeit, in die Realität möglich.

Das Beste in diesem Moment ist für mich eine Entscheidung, die mich berührt, die ich spüre. Das Denken folgt und auch das Wissen zu solchen und ähnlichen Situationen.

Pessimismus

Ein Geschäftsführer findet aus dem Labyrinth der Unzufriedenheit mit sich und seinem Team nicht mehr raus. Er ist nur am Schimpfen und verweigert jeden Perspektivwechsel. Und es geht noch weiter, er beschimpft auch mich und meine Ideen, mit denen ich versuche aus der Negativität heraus zu kommen; »Wenn du in seinen Pessimismus einsteigst, hast du verloren und nichts bewegt sich. Du wirst dich zu seiner Unzufriedenheit dazu gesellen!«.

Ich will nicht in das Negative ohne Lösung und Öffnung. Ich will nicht und versuche mir und ihm mit neuen Ideen, mit neuem Denken den Frust, die Unzufriedenheit, die negative Stimmung aufzuhellen. Es wird noch schlimmer. Sein Blick wendet sich ab, sein Gesicht verzieht sich, seine Schultern fallen, er wirkt wie ein Häufchen Unglück. Ich merke bei mir, ich will da nicht hin. Mein Körper sträubt sich und mein Kopf sagt; »Er muss doch verstehen, dass sich die Situation in dieser Haltung, in dieser Stimmung, so wie er mit sich und mir umgeht, nur verschlimmern wird.«.

Was ich nicht verstehe, ist, dass er jetzt so sein will, dass er dieses Setting mit mir jetzt so braucht. Er ist gar nicht bereit für eine Öffnung. Er will jetzt leiden, er will merken, wie ihm seine Situation weh tut. Aus meinem Mitleiden wird Mitgefühl. Ich muss nicht in sein Leiden eintauchen. Es reicht, dass ich merke und mir die Frage stelle; »Was ist jetzt das Beste, das Optimum, was du tun kannst?«.

  • Ich entscheide mich für eine Rückmeldung zu dem, was ich wahrnehme und was ich beobachte.
  • Ich gebe mir und ihm die Gestattung für den Lauf einer Eieruhr (3 min.) mit dem Schimpfen, Jammern und der Unzufriedenheit weiterzumachen.
  • Ich gebe Rückmeldung, Raum und eine Grenze/ ein Stopp.
  • Dann muss neu geschaut und entschieden werden. Drei Minuten hat jeder von uns beiden Zeit, sich neu zu entscheiden und das ganz bewusst und nicht mehr im Autopiloten, der sich zu verselbstständigen droht.

Die Unterbrechung mit Rückmeldung, Raum und Grenze und die Gestattung für mich; ich muss nicht in sein Leid einsteigen und ihn lassen; »du kannst dort noch ein wenig bleiben«, waren das Beste, das Optimum, was ich in dieser Situation tun konnte. Es war nicht leicht, gemeinsam aus dem Labyrinth herauszufinden. Wir können heute darüber lachen. Damals war auch Scham, Wut und Hilflosigkeit dabei. Und, das durfte sein.

Enttäuschung

Eine Mitarbeiterin fläzt sich vor mir auf ihrem Stuhl, schaut mich von unten nach oben, mit einem abfällig verzogenen Gesicht an und ranzt mich mit »Du hast ja keine Ahnung!« an. Bei mir taucht sofort »Bei der hat alles, was ich tun könnte keinen Sinn, schmeiß sie raus!« auf.

Es war nicht das erste Mal, dass diese Mitarbeiterin auf diese Art und Weise meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich hatte es schon mit hinnehmen und aufklären, mit Wechsel von Beziehung auf Sache, mit Nachfragen und Rückmeldungen, mit Grenze setzen und Anweisung versucht. Mir gingen die Ideen aus, wie ich mit ihr umgehen kann. Ich merkte, wie meine Achtung ihrer Person in Verachtung rutschte und ich sie auch mehr und mehr fachlich nicht mehr ernst nahm. Der Pessimismus hatte mich schon an den Haaren gepackt.

  • Wovon habe ich eigentlich keine Ahnung?
  • Was meint sie wirklich?
  • Was will sie mit mir teilen?

Ich brauchte ein paar Tage, um in mir zu spüren, nachzuforschen, was bei mir passiert, wenn ich an sie dachte. Ich merkte bei mir Erschrecken: Als ich sie kennenlernte, war ich von ihrer Lebendigkeit beeindruckt. Ich schätzte ihre natürliche Lebendigkeit und ihre Neugier. Was einmal da war, kann nicht wieder verschwinden. Ich lud sie ein und hörte ihr nur zu. Bewertungen, Vergleiche und Zuschreibungen blieben vor der Tür. Nur Fragen, die aufpoppten hatten Platz im Raum.

Ich hatte wirklich keine Ahnung, was bei ihr los war. Nach einer halben Stunde war Stille im Raum, die wir gemeinsam teilten. Ich bedankte mich bei ihr und wir sind wieder im Wissen voneinander und mit optimistischer Stimmung in unsere Arbeiten gegangen.


In allen drei Beispielen bin ich eingeladen worden. Eingeladen in ein »Spiel« der Negativität, der Unzufriedenheit, des Pessimismus, der Bewegungslosigkeit, des Misserfolgs.

  • Negativität
  • Unzufriedenheit
  • Pessimismus
  • Bewegungslosigkeit
  • Misserfolg

»Dreh es um!«


  • Optimismus …

… das Beste, was jetzt gerade möglich ist, das Beste, womit ich gesund und gut genug leben kann und will.

… ist Öffnung, Beweglichkeit und Erfolg